Schulsozialarbeit

Warum Schulsozialarbeit?

Seit Beginn des Schuljahres 2015/2016 gibt es am Gymnasium am Hoptbühl einen Schulsozialarbeiter – mich. Das ist eine große Neuerung, sowohl für die Schule, als auch für mich. Nachdem ich zuvor in der beruflichen Bildung gearbeitet hatte und nach meiner Elternzeit die Arbeitsstelle 2015 gewechselt habe war das für mich, genauso wie für die Schule inklusive deren Lehrern und der Schulleitung, eine große Umstellung.

Ich habe an der Schule ein gut funktionierendes Netz von Unterstützungsmöglichkeiten für Schüler vorgefunden, das von Beratungslehrerin über Schulseelsorge, Klassenlehrer­tandems in den unteren Klassen, Präventionsbeauftragte, Streitschlichter und überhaupt ein engagiertes Kollegium bis zur engagierten Schulleitung reicht.

Braucht es da noch eine Schulsozialarbeit? Was kann die denn bei einem solch breiten Spektrum noch an zusätzlichen Nutzen bringen? Haben die anderen Ihre Aufgaben womöglich doch nicht so gut erledigt? Ist die Schule so schlimm, dass es eine Schulsozialarbeit braucht?

Die Antwort auf diese Fragen, die ich tatsächlich immer wieder gestellt bekomme, ist:

Nein! Die oben genannten haben ihre Aufgaben gut erledigt. Das GaH ist auch keine „schlimme“ oder gar „Brennpunkt“ Schule, so dass sie sogar eine Schulsozialarbeit benötigt. Im Gegenteil, die Schule ist durch ihr ausgefeiltes Unterstützungspaket eben keine schlimme Schule! Dieses Paket wird jetzt durch die Schulsozialarbeit professionell erweitert, was als ein Qualitäts­zeichen für die Schule gesehen werden muss.

Um den zusätzlichen Nutzen besser darstellen zu können muss ich ein wenig ausholen. Alle oben genannten Unterstützungsangebote werden durch Schulpersonal gestemmt. Die Personen, die diese jeweilige Aufgabe übernehmen (also Lehrer und Schulleitung) haben diese Aufgaben zum einen „nur nebenbei“ und sind zum anderen in der Hauptsache als Lehrkraft tätig. Dadurch können sie nicht so frei über Termine verfügen und auch nur schwer Dinge bearbeiten die nicht mit sehr wenigen Terminen abzuarbeiten sind. Alles was den kleinen Rahmen des dafür vorgesehenen Stundenkontingentes sprengt (also in der Regel die „wichtigeren“ Angelegenheiten) müssen sie dann entweder in ihrer Freizeit, unentgeltlich, oder auf Kosten anderer Dinge, wie beispielsweise der Unterrichts­vorbereitung, erledigen bzw. an andere Stellen außerhalb abgeben. Das zwingt die jeweiligen zur Auswahl dessen, was sie bearbeiten können und was nicht. Außerdem sind und bleiben diese engagierten Kräfte Lehrer hier am GaH. Es gibt jedoch nicht wenige Fälle, bei denen sich die Schüler die Hilfe suchen eben nicht einem Lehrer anvertrauen wollen, der sie unter Umständen im kommenden Jahr selbst unterrichten wird, sondern eine andere Vertrauensperson suchen. Diese soll häufig auch von außerhalb der Familie kommen um sich zuerst einmal in „Ruhe sortieren“ zu können.

All das sind Dinge die für eine Schulsozialarbeit sprechen. Da ich vom Caritasverband für den Schwarzwald-Baar-Kreis angestellt bin (und auch von diesem bezahlt werde[1]) und nicht als Lehrer der Schule, besteht nicht die Gefahr, dass ein Schüler doch einmal in ein „Abhängigkeitsverhältnis“ zu mir kommt. Außerdem ist meine Hauptaufgabe die Betreuung. Ich muss also nicht nebenbei betreuen sondern kann das deutlich flexibler und auch mit größerem Zeitaufwand betreiben, als es ein Lehrer „nebenher“ leisten kann. Außerdem sehe ich es auch als meine Aufgabe an ratsuchende Lehrer und auch die Schulleitung bei Bedarf zu unterstützen, um Konflikte schon vor einer Eskalation bearbeiten zu können.

Unsere Schule ist sehr breit aufgestellt, was den Schülern ein bestmögliches Unterstützungsprogramm bietet. Bei Schwierigkeiten können sich die Schüler aussuchen, ob sie ihre Schwierigkeiten mit den Streitschlichtern klären wollen, ob sie dafür lieber mit den Klassenlehrern oder mit der Beratungslehrerin oder mit der Schulseelsorgerin sprechen, oder ob sie zu mir – dem Schulsozialarbeiter -  gehen wollen. Sie können hier nach Sympathie oder nach jeweiligem Anlass entscheiden wer der passende Ansprechpartner ist. Alle in diesem System mitarbeitenden haben ihre eigenen Schwerpunkte, können aber auf die Bedürfnisse der Schüler eingehen. Ein Vorteil in dieser breiten Aufstellung besteht auch darin, dass sich die Schüler aussuchen können ob sie bei bestimmten Themen lieber mit einem Mann oder einer Frau sprechen möchten.

Generell grenzen Frau Henker und ich uns folgendermaßen ab. Frau Henker, als Beratungslehrerin, steht hauptsächlich für Schullaufbahnberatung, bei Lernschwierigkeiten, oder für Testungen zur Verfügung. Ich übernehme eher die Themen Kommunikation und Zwischenmenschliche Schwierigkeiten. Aber wir sind offen für die jeweils anderen Themen und grenzen uns nicht scharf ab. Jede Schülerin und jeder Schüler kann frei entscheiden wen er für passender hält. Gemeinsam mit Fr. Henker führe ich eine Mobbingprävention in allen 5ten Klassen durch, die über jeweils drei volle Schultage dauert. Außerdem bilden Fr. Henker, Fr. Klein und ich gemeinsam Streitschlichter aus und betreuen und unterstützen sie in ihrer Funktion.

Frau Schmidt-Keller bietet als Schulseelsorgerin auch Trauerbegleitung an. Unterstützt aber jeden Schüler, der sich an sie wendet.

Zum Unterstützungsprogramm zählen aber auch die Präventionsbeauftragten, Fr. Grüninger und Herr Ellrott. Sie planen in Absprache mit der Schulsozialarbeit und der Beratungslehrerin Präventionsveranstaltungen die für ganze Klassenstufen gedacht sind.

Ich freue mich, dass ich an dieser Schule wirken kann und das Programm ergänzen kann.

Jens Reinbolz

 

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[1] Anstellung beim Caritasverband – diese Stelle wird aber von der Stadt Villingen-Schwenningen und dem Land Baden-Württemberg finanziert. Die Stadt hat den Caritasverband beauftragt die Stelle als Dienstleistung zur Verfügung zu stellen.