Live bei der Märzrevolution

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Tino Leo spielt „Einigkeit und Recht und Freiheit“

Am Anfang steht das Ende

Der Mainzer Liberale Johann Adam von Itzstein rennt gehetzt auf die Bühne. Er ist des Hochverrats angeklagt, die Revolution ist am Ende und er auf der Flucht. Auf der Bühne nimmt er die Schüler wahr, die im Publikum sitzen und beginnt zu erzählen.

So beginnt das Stück „Einigkeit und Recht und Freiheit“ zur Revolution 1848. Aus dieser Szene entwickelt sich nach und nach ein monumentales Panorama. Dieses zeigt die Zeit vom Wiener Kongress 1815 bis zum Scheitern der Revolution 1849, zentrale Orte wie das Hambacher Fest oder die Arbeit in der Frankfurter Paulskirche tauchen auf, führt in Städte wie Berlin, Wien oder Paris. Der Zuschauer begegnet dabei Barrikadenkämpfen, Abgeordneten und Adeligen.

Die Bühne ist dabei durchweg das Klassenzimmer, Kulissen benötigt es nicht, Requisiten nur wenige. Alle Figuren des Stücks werden von Tino Leo gespielt und das Tempo ist rasant. Dass die Zuschauer dabei 40 Minuten lang gefesselt werden, ist der klugen Anlage des Stücks und der Kunst des Schauspielers geschuldet.

Dieser steht einmal siegestrunken mit der schwarz-rot -goldenen Fahne auf dem Tisch und sitzt im nächsten Moment wimmernd darunter, schmettert in einem Moment das Lied der Deutschen, bevor er später trauernd das Badische Wiegenlied singt.

Mit kleinen Gesten, sprunghaften Haltungswechseln oder sprachlichen Ausflügen in Dialekte weiß der Zuschauer sofort, wen er vor sich hat: Er ist live dabei, wenn sich die Revolutionäre Hecker, von Gagern und Itzstein unterhalten. Er kann mitverfolgen, wie mühsam die Arbeit in der Frankfurter Paulskirche ist oder mit welchem Habitus Friedrich Wilhelm IV das dort Erarbeitete vom Tisch wischt. Bei alledem sind die Zuschauer live dabei.

Die Schüler der Klassen 11 und 12, die das Stück besuchen, erfahren dabei nicht nur etwas über die Sehnsüchte und Wünsche der Revolutionäre. Deutlich werden auch, wie unterschiedlich diese sind. Und dass die Uneinigkeit ebenso zum Scheitern der Revolution geführt hat wie die reaktionären Kräfte, die sich nach einigen Zugeständnissen sammeln und zurückschlagen.

Am Ende steht ein Anfang

Trotz des Scheiterns der Revolution im Jahr 1849 wird auf der Bühne am Ende des Stückes aus der historischen Situation heraus der Gedanke ausgesprochen, dass die Wünsche und Forderungen der eigenen Zeit doch sicher einst Realität werden. Damit verbindet Tino Leo das Damals mit dem Heute - die Zeit, in der die Verfassung von 1848 „die Großmutter eines Grundgesetzes“ sein wird, wie es im Stück heißt.

 

Info:

Tino Leo ist am Hoptbühl ein gern gesehener Gast. Seit Jahren spielt der Schauspieler, Schulleiter der Schauspielschule Mainz und Histotainer für Unter- und Mittelstufenklassen auch „Ich bin nicht Siegfried“, seine Adaption der Nibelungensage als Ein-Mann-Stück. Das GaH bedankt sich beim Verein der Freunde des Gymnasiums für die großzügige finanzielle Unterstützung der Veranstaltung. 

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