Die Bedeutung der Erinnerung

Widerstand_Ausstellung.jpg

Schülerausstellung am GaH zum Widerstand in Villingen und Schwenningen

An Plakatwänden vor dem Geschichtsraum hängen weiße Papiere. Kommt man näher, geben sich diese als Papierfenster zu erkennen, welche sich aufklappen lassen. Jedes davon ist ein kleines Fenster in die Vergangenheit, jedes gibt einen Blick in die Zeit des Nationalsozialismus in Villingen und Schwenningen frei. Hinter jedem versteckt sich auch ein mutiger Mensch.

Zum Gedenktag an die Opfer des Holocaust hat sich der Abiturient Thomas Weidle vom Hoptbühl-Gymnasium etwas ganz Besonderes einfallen lassen. „Im vergangenen Schuljahr habe ich eine Seminarkursarbeit zum Widerstand gegen das NS-Regime in Villingen und Schwenningen geschrieben. Nun wollte ich einige meiner Ergebnisse einem größeren Kreis von Schülern präsentieren.“

In einer großen Pause führt er nun in die Ausstellung ein, für deren Gestaltung er weitere Mitschüler gewinnen konnte. Um ihn herum haben sich viele Schülerinnen und Schüler der unterschiedlichsten Altersstufen geschart und hören ihm interessiert zu. Nach und nach öffnet er einzelne Fenster und erzählt von den Gründen, die verschiedene Villinger und Schwenninger dazu bewegt haben, sich gegen das System zu stellen.

So erfahren die Mitschüler unter anderem etwas über Ewald Huth, der als Chordirektor und Organist für die Villinger Münsterpfarrei angestellt war. Auch nach 1933 blieb er seinen religiösen und politischen Überzeugungen treu und kritisierte das NS-Regime öffentlich. Auch nachdem er zum Tod verurteilt wurde, blieb er in seinem Glauben ungebeugt, was seine Mitgefangenen zutiefst beeindruckte. Auch der Schwenninger Sozialdemokrat Erich Vosseler leistete aktiv Widerstand, indem er viele Male mit seinen Genossen Fahrradtouren in die Schweiz unternahm, um antifaschistische Flugblätter mitzunehmen, wobei nicht immer alles nach Plan verlief. Nachdem er einen Platten hatte, flogen diejenigen Flugblätter, die er in seine Fahrradreifen versteckt hatte, herum, sodass er nachts einen Fahrradhändler wecken musste, um am nächsten Tag wieder pünktlich zur Arbeit erscheinen zu können und nicht erwischt zu werden.

„Was mich besonders beeindruckt hat, ist, dass diese Menschen nicht nur an einem Punkt etwas gemacht haben, sondern sich über eine lange Zeit großer Gefahr ausgesetzt haben“, erklärt Thomas Weidle.

Für seine Präsentation erhält Thomas Weidle am Ende der Pause großen Applaus. Noch wichtiger aber wohl: Schon am selben Tag greifen auch einige Lehrer die Ausstellung auf und lassen diese von ihren Klassen erkunden. Thomas Weidle hierzu: ,,Dass diese Ausstellung so großen Anklang findet und sogar in den Unterricht integriert wird, zeigt, wie wichtig es sowohl Schülern und Lehrern ist, sich zu erinnern. Nur so kann man ein Verständnis dafür schaffen, wie wichtig es gerade in Zeiten von Nationalisierung und Abschottung ist, sich für Weltoffenheit einzusetzen. Und nur so kann man unsere Demokratie sichern.“

Zurück