Geographie

Geographie - den dringlichsten Problemen der Menschheit begegnen

K. Hepp

Die weitreichenden Folgen des anthropogen bedingten Klimawandels, die irreversible Ressourcenausbeutung der Erde, Hungerkrisen und Wasserknappheit, die Zerstörung von Ökosystemen, die Überfischung und Verschmutzung der Weltmeere, die exponentielle Zunahme der Weltbevölkerung, die Herausforderungen einer globalisierten und damit zunehmend komplexer werdenden Welt, sind u.a. Themen, mit denen sich unsere Weltbevölkerung konfrontiert sieht und welche glücklicherweise mittlerweile einen höheren Stellenwert in Politik und öffentlicher Wahrnehmung einnehmen.

Diesen globalen Herausforderungen ist gemein, dass sie einen hohen Komplexitätsgrad aufweisen. Für die Problemanalyse und die Entwicklung geeigneter Lösungsstrategien bedarf es einer ganzheitlichen und systemischen Betrachtungsweise des „Mensch-Umwelt-Systems“ (vgl. Abb. 1). Dies leistet alleine das Schulfach Geographie, indem es die unterschiedlichen Teilsysteme des Mensch-Umwelt-Systems (vgl. Abb. 1) berücksichtigt und miteinander vernetzend in Beziehung setzt.

Da für den Zugriff auf die entsprechenden Teilsysteme unterschiedliche fachwissen-schaftliche Fähigkeiten und Fertigkeiten gefragt sind – um Vorgänge in der Atmosphäre zu verstehen, sind u.a. auch physikalische und chemische Kompetenzen gefragt, um die Prozesse im Erdinneren nachzuvollziehen, muss auf geologischen Sachverstand rekurriert werden können – verbindet die Geographie unterschiedliche Fachkompetenzen zu einem neuen Ganzen und kann deshalb auch als „Zentrierungsfach“ unterschiedlicher Schulfächer bezeichnet werden. Die Schulung der erforderlichen fachlichen Fertigkeiten wird durch die Implementierung zentraler geographischer Methoden und Arbeitsweisen (z.B. das Erstellen und Auswerten von Klimadiagrammen, die Analyse von Luft- und Satellitenbildern oder das Anfertigen von Profilzeichnungen und Karten) in den Unterricht erreicht.

Um der Komplexität des Mensch-Umwelt-Systems Rechnung zu tragen, werden sowohl mehrere Systemkomponenten (Struktur, Funktion, Prozess), als auch unterschiedliche Maßstabsebenen (z.B. lokal, regional, global) miteinbezogen (vgl. Abb. 2).Die Betrachtung der verschiedenen Maßstabsebenen verlangt nach Fähigkeiten und Fertigkeiten, sich in den entsprechenden Räumen sicher orientieren zu können. Die Verbesserung der Orientierungskompetenz ist deshalb ein genuin geographisches Anliegen. Hier finden klassische Methoden (Kompass, topographische Karte u.a.) ebenso wie neuere Hilfsmittel (GPS, GIS u.a.) ihre Anwendung.

Neben einem breiten Umweltwissen, das sich durch die problemlösungsorientierten und zukunftsgerichteten Raumanalysen bei den Schülern entwickeln kann, ist ein angemessenes und nachhaltiges Umwelthandeln zentrales Anliegen eines modernen Geographie-unterrichts. In diesem Kontext werden im Unterricht u.a. folgende Fragestellungen angegangen: Wie kann ich meinen individuellen Ausstoß an Treibhausgasen reduzieren und damit zum Klimaschutz beitragen? Wie kann ich, z.B. im Haushalt, Energie sparen und damit Ressourcen schonen? Welche negativen ökologischen und sozialen Auswirkungen hat der Kauf einer „Billigjeans“, die in asiatischen Billiglohnländern gefertigt wird? Und wie kann ich durch eine Änderung meines Konsumverhaltens helfen, diese negativen Auswirkungen zu minimieren? Welche Möglichkeiten habe ich als Schüler bzw. Schulklasse, mich an Projekten zur Entwicklungszusammenarbeit zu beteiligen?

Da im Geographieunterricht Phänomene und Prozesse unserer Erde analysiert werden, nimmt die Begegnung mit dem Realraum eine weitere, zentrale Rolle ein. Dies geschieht durch die Integration von realen Gegenständen in den Unterricht (z.B. Bodenproben, Gesteine) und damit verbundene Experimente oder durch die Begehung des Realraums in Form von Fachexkursionen.

Nur durch die systemisch-vernetzende und ganzheitlich-integrative Betrachtungsweise von Räumen können im Geographieunterricht, wie in sonst keinem anderen Schulfach, globale Problemstellungen hinreichend analysiert werden und in der Folge zukunftsfähige Lösungsstrategien angedacht werden. Dieses Alleinstellungsmerkmal macht das Schulfach Geographie auch zu einem Leitfach der im Bildungsplan 2016 formulierten, fächerübergreifenden Leitperspektive „Bildung für nachhaltige Entwicklung“. 

Quellen:

Abb.1: aus: Falk, Gregor (2006): Geographische Themen und Konzepte pädagogisch fruchtbar machen, S. 33. In: Haubrich, H. (Hrsg.): Geographie unterrichten lernen. Die neue Didaktik der Geographie konkret (2. Auflage). München: Oldenbourg, S. 27-48.

Abb.2: aus: Hemmer, Ingrid (2012): Standards und Kompetenzen, S. 94. In: Haversath, J.-B. et al.: Geographiedidaktik. Braunschweig: Westermann, S. 90-106.


Studienfahrt 2019/20 - Neigungsfach Geographie


Dem Klimawandel im Unterricht nachhaltig begegnen lernen

Das Hoptbühl-Gymnasium wird KliN!-Kooperationsschule

Das Hoptbühl-Gymnasium ist eine von wenigen auserwählten Kooperationsschulen des Landkreises Schwarzwald-Baar für das bundesweite Nachhaltigkeitsprojekt „KliN!“. Ziel des Projekts ist es, mit den Schülern die regionalen Folgen des Klimawandels vor Ort zu untersuchen und nachhaltige Anpassungsstrategien für die inzwischen unvermeidbaren Folgen der Klimaveränderungen zu entwickeln.

Die Inhalte werden über Lernmodule in den Unterricht eingebunden: Untersuchungen im Gelände, vertiefende Analysen im Labor sowie die Erarbeitung von Prozessen im Experiment und Modell gehören dazu. „Besonders wichtig ist uns, dass die Schüler ihre Beurteilungs- und Handlungskompetenz ausbilden“, erklärt Kevin Hepp, der das Projekt am GaH betreut und ergänzt: „Dieses Projekt leistet einen wichtigen Beitrag zur „Bildung für nachhaltige Entwicklung“, die im neuen Bildungsplan eine bedeutende Stellung einnimmt.“ Die Koordinierung des Projekts erfolgt durch die Research Group for Earth Observation der PH Heidelberg unter der Leitung von Prof. Dr. Alexander Siegmund.

„Der didaktisch-methodische Dreiklang aus Geländearbeit, Laboruntersuchungen und Modellerstellung bietet auch Chancen für einen modernen, abwechslungsreichen und nicht alltäglichen Unterricht“, erläutert Hepp. Für die Geländearbeit vor Ort biete sich die weitläufige „grüne“ Fläche des Hoptbühl-Gymnasiums an. So könne beispielsweise die Streuobst-Wiese der Öko-AG oder für Untersuchungen genutzt werden. Weitere Untersuchungen sollen auf landwirtschaftlichen und forstwirtschaftlichen Flächen in Schulnähe stattfinden. „Insgesamt fügt sich das Projekt damit hervorragend in das schon bestehende ökologische Profil der Schule ein und stellt eine spannende Ergänzung dar“, erklärt Schulleiterin Simone Duelli-Meßmer.

Konkret verläuft die Kooperation in drei Schritten und über drei Schuljahre. Im ersten Schuljahr leiten Mitarbeiter der PH Heidelberg die Unterrichtsmodule und werden von Lehrern der Schule begleitet. Im zweiten Jahr wechseln die Rollen. Im letzten Schuljahr treten die Lehrer dann selbst als Multiplikatoren auf und leiten Kollegen an. So können die Inhalte und Methoden sich an der Schule verfestigen. Kevin Hepp erläutert weitere Vorteile für die Schule: „Wir erhalten auch moderne Methodenkoffer mit Unterrichtsmaterialien und Messgeräten und werden in Kooperationen mit Umweltbildungseinrichtungen und Forschungsinstitutionen eingebunden.“